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Die Orgel der Bessunger Kirche

Petrusgemeinde Darmstadt

Klang aus 1800 Pfeifen

Die Beckerath-Orgel der Bessunger Kirche

Die Hamburger Orgelbaufirma Rudolf von Beckerath gilt international als eine der führenden Orgelbauwerkstätten.

Dieser Ruf eilte ihr auch in den 1960er Jahren schon voraus, und so hat die Petrusgemeinde 1967 eine sehr gute Wahl getroffen, als sie sich für ein dreimanualiges Instrument von Rudolf von Beckerath entschied, der damals persönlich vor Ort war und den Einbau zusammen mit seinen Mitarbeitern bewerkstelligte.

Die Petrusgemeinde hat, wie im Darmstädter Echo damals anlässlich der Einweihung zu lesen stand, „...freigiebig gespendet und den größten Teil für diese Orgel selbst aufgebracht. Die Landeskirche hat geholfen und die Stadt Darmstadt, der dieses unter Denkmalschutz stehende Gotteshaus besonders am Herzen liegt“.

Die Orgel hat vier Werke, verteilt auf drei Manuale (Klaviaturen) und das Pedal.

An Stelle eines Schwellwerks verfügt sie über zwei voneinander unabhängige Rückpositive (diese werden gespielt auf den Manualen I und III), die als zwei „Kleinorgeln“ an der Empore angebracht sind und bis fast in die Mitte des Raumes ragen.

In dieser Anordnung der beiden Rückpositive, die den Zuhörer im Hauptschiff mitten in den Klang hinein nehmen, handelt es sich hier um eine geradezu einzigartige Bauweise, die freilich auch nur in diesem Kirchenraum und auf der großen Westempore so zu realisieren war.

Im hinteren mittleren Gehäuse befindet sich links und rechts das Pedalwerk, in der Mitte das Hauptwerk (Manual II).

Am freistehenden Spieltisch laufen alle Züge zusammen, die Verbindung von Tasten und Pfeifen – es sind ihrer rund 1800 – ist rein mechanisch.

2019 wurde im Zuge einer Sanierung durch die Firma Beckerath, die das Instrument seit seiner Erbauung bis heute regelmäßig gewartet hat, die Orgel klanglich erweitert und technisch modernisiert.

Der vierfache mechanische Setzer von 1967, mit dessen Hilfe Klangkombinationen vorprogrammiert und abgerufen werden können (damals in dieser Ausführung ein Novum im Orgelbau), wurde erhalten, parallel dazu hat der Organist nun aber auch die Möglichkeit, bis zu 5000 Klangkombinationen mit Hilfe eines Computer zu programmieren und abzurufen, was vor allem bei Orgelkonzerten sehr hilfreich sein kann, hin und wieder aber auch beim Literaturspiel im Gottesdienst.

Im Zuge dieser Reinigungs- und Umbaumaßnahmen wurde im Hauptwerk (II. Manual) ein zusätzliches Register, ein Bordun 16’ (sprich 16 Fuß), eingebaut. Durch diese Erweiterung hat unsere Orgel neue klangliche Möglichkeiten in den Bassregionen des Manuals gewonnen.

Zum genannten Zeitpunkt wurde auch der Einbau einer Trompete 8‘ im Pedal erwogen, dann aber aus finanziellen Gründen zunächst zurückgestellt.  Beim Einbau des Bordun-Registers sind allerdings bereits alle Vorrichtungen zur Aufstellung dieses zusätzlichen Registers getroffen worden.  Am bisher noch freien Platz hinter der Orgel stehen nun in einem separaten Anbau auch die Orgelpfeifen der Trompete.

Dieses Register erweitert noch einmal die klanglichen Möglichkeiten und schließt ultimativ eine Lücke in der Disposition unseres Instruments.

Trompeten in einer Orgel gehören zur Familie der Zungenregister, die einen charakteristischen schnarrenden Klang haben.  „Zungen“ haben ihren Namen von der flexiblen Metallzunge, die den Ton der Pfeife erzeugt, im Gegensatz zu den Labialregistern, die normalerweise den Großteil einer Orgel ausmachen. Im weitesten Sinne sind alle Labialregister der Orgel Flöten: sie besitzen ein Labium wie die Blockflöte, das durch Anblasen den Klang hervorbringt.

Unsere Orgel verfügt über nunmehr insgesamt 30 klingende Register, verteilt auf fünf Zungenregister gegenüber 25 Labialregistern.

Wurde 2019 mit dem neuen 16’-Labialregister das Klangspektrum im II. Manual nach unten hin hörbar erweitert, so ergänzt die Trompete 8’ nun die Mittellage im Pedal.

Das Pedal verfügt künftig über drei statt zwei Zungenregister, das ergibt zusammen einen kompletten Zungen-Chor, bestehend aus dem Fagott 16’ (für die Basslage), der neuen Trompete 8’ (für die Tenorlage) und einer Schalmei 4’ (für den Diskant), was zusammengenommen dem Plenum ein überaus klangvolles Fundament verleiht.

Vor allem aber kann die Trompete 8’ auch als solistische Klangfarbe eingesetzt werden; wir haben nun erstmals die Möglichkeit zur Darstellung von Choralmelodien mit einem eigenen 8’- Zungenregister im Pedal. Zahlreiche Kompositionen, vor allem Choralbearbeitungen von Johann Sebastian Bach, werden dadurch auf unserer Orgel jetzt adäquat darstellbar.

Der für uns zuständige Orgelsachverständige der EKHN Hartmut Müller (Alzey) hat in seinem Gutachten den Einbau sowohl des 16’-Registers im Manual als auch der Trompete 8’ im Pedal voll und ganz befürwortet.

Joachim Enders (2023)

Die Disposition der Orgel (Stand 2023)

Petrusgemeinde Darmstadt

Pedalwerk:

  • Subbass 16' 
  • Principal 8'  
  • Oktave 4'  
  • Nachthorn 2'  
  • Mixtur 4f  
  • Fagott 16'
  • Trompete 8' (Erweiterung 2023)
  • Schalmei 4'

Hauptwerk:

  • Bordun 16’ (Erweiterung 2019)
  • Principal 8' 
  • Rohrflöte 8'
  • Oktave 4' 
  • Spitzflöte 4' 
  • Nasat 2 2/3' 
  • Oktave 2' 
  • Cornet 5f 
  • Mixtur 4-6f
  • Trompete 8'

Rückpositiv I (Süden)

  • Quintadena 8'
  • Principal 4' 
  • Oktave 2' 
  • Scharf 4-4f 
  • Cromorne 8'

Rückpositiv II (Norden):

  • Gedackt 8' 
  • Gedacktflöte 4' 
  • Quintflöte 2 2/3' 
  • Kleinflöte 2' 
  • Terz 1 3/5' 
  • Larigot 1 1/3' 
  • Schwiegel 1' (Tremulant)

3 Manuale
4 mechanische Setzerkombinationen
5000 digitale Setzerkombinationen (Erweiterung 2019)
Schleifenwindladen, mechanische Spieltraktur, elektrische Registratur.

Aktuell gibt es eine CD "Die Orgel der Bessunger Kirche", eingespielt unter anderen von unserem Kantor Herrn Joachim Enders ... aber noch besser klingt es Sonntags im Gottesdienst :-)

Im Jahr 2019 wurde die Orgel über ein großartiges Spendenprojekt saniert.

Orgelmusik und Orgelbaukunst zählen zu den immateriellen Weltkulturerben

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