Cembalo, in historischer Bauweise
Am 26. / 27. Janaur 2008 wurde das neue Cembalo mit 3 festlichen Konzerten und im Gottesdienst eingeweiht. Das Cembalo der Petrusgemeinde ist ein zwei-manualiges Instrument, das sich an den flämischen Ruckers- Cembali des 16. /17. Jahrhunderts orientiert.
Das von Marian Johannes Schreiner im November 2007 fertig gebaute Cembalo ist keine Kopie eines bestimmten Instruments, es basiert aber auf dem historischen Bauprinzip der Ruckers-Schule: unkomplizierte Bauweise und - soweit möglich und sinnvoll - Verwendung von natürlichen historischen Materialien.
Das Cembalo hat 2 Manuale, die einzeln oder durch eine Schiebekoppel miteinander verbunden bis zu 3 Register spielen, sodass verschiedene Klangnuancen entstehen. Ein mit Elchleder besetzter Lautenzug dämpft die Saiten des oberen Manuals und erzeugt so einen lautenähnlichen Klang. Für jeden der 57 Töne sind 3 Saiten gespannt (2 x 8' und ein um 1 Oktave höher gestimmter 4'), insgesamt also 171 Saiten.
Beim Petrus-Cembalo wurde besonderer Wert auf die Bemalung des Resonanzbodens gelegt, angelehnt an die flämischen Vorbilder. Die Symbolik der Bemalung (Blumen und Tiere) spricht eine eigene Sprache und erzählt von dem harmonischen Zusammen- und Einklang, vom Kreislauf des Lebens (Wachsen, Aufblühen, Vergänglichkeit) oder von dem Geheimnis der Verwandlung (z.B. bei Insekten), die ja auch jedem Instrument innewohnt, weil es aus totem Holz gebaut sozusagen durch die Musik wieder lebendig wird. Themen, die im Glauben und auch in der heutigen Zeit noch eine Rolle spielen.
Auf dem Resonanzboden finden sich am gebogenen Wandbereich zunächst kleine heimische Blütenpflanzen wie wildes Stiefmütterchen, Gänseblümchen oder Veilchen. Im Mittelbereich tauchen Zwiebelblumen auf: Narzisse, Hyazinthe und Tulpe, begleitet von Pfauenauge und Zitronenfalter. Zentraler Blickfang im verbleibenden Dreieck ist die Hasen-Rosette. Sie stellt den Bezug her zu Bessungen und zu seinem Wappentier, dem Lapping, und steht gleichzeitig für mein Leben und Arbeiten in Bessungen. Das dreigliedrige Motiv greift in origineller Weise das Bild der Dreifaltigkeit auf ("Drei und doch irgendwie eins").In diesem Sinne umgeben die Rosette drei Blumenmotive, die sich jeweils dreifach wiederholen.
In dem Blütenkranz findet sich die Mozart-Hekkenrose, die die Darmstädter Rosenhöhe einzäunt. Glockenblumen stehen für den neuen Standort unter den Glocken der Bessunger Kirche und die Margeriten symbolisieren die Reinheit des Klangs. Die Iris wird auch auf den flämischen Originalen als Glaubens- und Herrschaftssymbol oft benutzt. Außerdem ist sie Darmstadts Wappenblume.
Einen zentralen Standort nimmt der blaue Mohn ein. Er ist als "Stifterblume" von einem großzügigen Spender ausgesucht worden. Zahlreiche Insekten bereichern die Pflanzendarstellungen. Es freut mich ganz besonders, dass ich der Petrusgemeinde ein, wie ich meine, sehr schönes, klanglich ausgewogenes und auch optisch ansprechendes Cembalo bauen konnte, das nun mit den verschiedenen Konzerten feierlich eingeweiht wird und an dem wir sicher lange Freude haben werden!
Darmstadt, im Januar 2008
Marian Johannes Schreiner www.cembalowerkstatt.de